Diu krône ist elter danne der künec Philippes sî


Diu krône ist elter danne der künec Philippes sî:
dâ mugent ir alle schouwen wol ein wunder bî,
wie si ime der smit sô ebene habe gemachet.
sîn keiserlîchez houbet zimt ir alsô wol,
daz si ze rehte nieman guoter scheiden sol:
ir dewederz daz ander niht enswachet.
si liuhtent beide ein ander an,
daz edel gesteine wider den jungen süezen man:
die ougenweide sehent die fürsten gerne.
swer nû des rîches irre gê,
der schouwe wem der weise ob sîme nacke stê:
der stein ist aller fürsten leitesterne

Neuhochdeutsche Übertragung:

Die Krone ist älter als der König Philippus! Daß der Schmied sie ihm trotzdem so genau angepaßt hat, dieser Umstand rechtfertigt es, daß ihr alle ein Wunder daraus ablesen könnt. Sein kaiserliches Haupt paßt so gut zu ihr, daß niemand sie von Rechts wegen trennen darf. Keines von beiden macht dem andern Schande. Sie lachen strahlend einander an, das edle Gestein und der junge gütige Herr. Eines solchen Anblicks erfreuen sich die Fürsten. Wer jetzt noch nicht weiß, wen er als König anerkennen soll, der schaue sich um, über wessen Nacken der Waise steht. Dieser Stein ist aller Fürsten Leitstern.
.

Walther von der Vogelweide
Home

Das Mittelalter

Liederbuch, der Mittelalter-Server