Ain burger und ain hofman



I

Ain burger und ain hofman
begunden tispietiern.
die namen ainen obman,
für war ain alte diern,
und welcher bas möcht geben
den freulin hohen müt,
darumb sie wurden streben.
do sprach der hofman güt:
"Ich bin ain jüngling küne,
kraws, weiss ist mir das har,
darauf ein krenzlin grüne
trüg ich das ganze jar.
wol kann ich singen, schallen
und schreien frischlich ju,
solt ich nit bas gevallen
den freulin rain wänn du?"
"ich sei ein burger weise,
gar still ist mein gevert,
mit süssen worten leise
wirt mir vil liebs beschert;
und trag ein swere taschen,
die ist der pfennig vol,
darinn so lass ich naschen,
das tüt den freulin wol.
Des frag die alte keue
mit kurzen worten slecht."
"ich sprich bei meiner treue,
der burger hat wol recht.
ich hab mein zeit verkuppelt
zu Brixsen in dem krais,
vil parell aus gesuggelt,
das ich den louff wol waiss."

II

"Ich pflig nit grosser witze,
mein barschafft, die ist klain,
ir alte kamer zitze,
ja bin ich hübsch und rain.
solt mir nicht bas gelingen?
nu tün ich mir so we
mit reitten, tanzen, springen
vil durch den grünen kle."
"Ich bül mit güten sitten,
daran bin ich nit lass,
hab ich nicht vil geritten,
leicht mag ich dester bas
mit güt und an dem leibe,
wann ir, vil röscher knab,
auch füg ich mangem weibe
mit kostberlicher gab."
"Rain frau von hohn eren,
der ist dein gab enwicht,
ir herz mag nicht emberen,
wann sie mich frölich sicht
verwegenlichen sprengen
über ainen graben tieff.
ich hoff, sie tü verhengen,
send ich ihr meinen brieff."
"Des müss ich aber lachen",
sprach es die Grieswärtlin,
"was soll man daraus machen?
die bülschaft hat nicht inn.
ich hett mich ainest verschossen
mit ainem knaben junck,
des hett ich nie genossen
neur umb ainen bösen trunck."

III

"Her jünglingk, eu möcht friesen,
ihr habt das verschrotten zwier,
werdt ir das dritt verliesen,
das habt ir neur von ir.
ich traw ein maid ersleichen,
zwar die ir nicht erloufft,
und mügt mir nit geleichen,
ir werdt dann recht getoufft."
"Das müsst der valant schaffen,
ich sei von cristen art
und weiss das mit dem pfaffen,
der mich töfflich bewart.
auch wil ich des geniessen
gen freulin weit für dich,
wenn ich mein sper lass fliessen
mit ritterlichem stich."
"Turnieren und ouch stechen,
das ward mir nie bekant.
ich hab ain peutel frechen,
darin stoss ich mein hand,
gold, silber, edel gestaine
zeuch ich daraus genüg
und tail den freulin raine,
dasselb ist bas ir füg."
"Gar war", sprach es die alte,
"so werdt mir nimmer hold.
kain besser lieb nicht walte
wann silber oder gold.
darumb liess ich mich nützen
auf den gerackten tod,
e ich mich wolt bekützen
mit kaines hofmans not!"

IV

"Seid ich nu han verloren,
du alter böser sack,
das tüt mir immer zoren.
ich slach dich auf dein nack,
das dir bei ainlif zende
emphallen nicht gar schon;
der tiefel müss dich schenden,
das gib ich dir zu lon."
"Ich burger zuck ein riem güt
von ainem peutel gross,
see hin, mein liebe diemüt,
fünf pfund für disen stoss.
kouff hüner, air und würste
und darzu güten wein,
und wenn dich aber dürste,
so kom herwider ein."
"Der lon, der wird mir sawer,
nu han ich kainen zand,
den hofmann slach der schawer,
der mir si hat entrant,
und müss hinfür derwelhen,
koufft ir mir nit ain kü,
da mit ich hab zu melhen
ain müss des morgens frü."
"Ich kouff dir kü und kalben,
und wes dein leib bedarf,
seid ich den hofman valben
hab überstritten scharf.
und waiss ein schöne metzen
dort oben an dem egk,
die soltu mir erswetzen,
das gilt dir würst und wegk."

Der streit hat sich verbrauset,
redt all darzu das best.
wer alde weiber hauset,
der hat ouch geren gest;
wann alte weib und änten
gehören in ainen see:
was soll man dran verquenten?
kain vich, das schnattrot me.


Oswald von Wolkenstein (ca. 1376-1445):
Burger und Hofmann


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